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Die Geschichte vom »Osmünder Appelsfeste«

In mittelalterlicher, katholischer Zeit war Osmünde und seine Kirche ein bedeutender Wallfahrtsort. Die Wallfahrer kamen aus nah und fern, um ein Marienbild im Marienaltar und ein Heiligenbild, umgeben mit der Glorie der Wundertätigkeit, zu sehen. Drei Wochen nach Pfingsten, wurde alljährlich ein großes Wallfahrtsfest in Osmünde gefeiert, zu dem zahlreiche Wallfahrer kamen. Unter ihnen waren auch viele Kranke, welche Heilung durch das wundertätige Gnadenbild erhofften. Erst mit der Reformation, nach dem Tode des Erzbischofs Albrecht von Magdeburg im Jahre 1545, erlosch der Glanz der so genannten »ruhmreichen und ewigen Jungfrau« zu Osmünde. Bereits 1554 zog der erste evangelische Pfarrer in Osmünde ein. Aus der katholischen Wallfahrtsfeier entstand ein evangelisches Volksfest, das Ablassfest oder der Osmünder »Appels«, welches sich noch über Jahrhunderte hielt. Die Menschen strömten zu Hunderten nach Osmünde. Manche kamen sogar aus den sächsischen Dörfern. Es ging ihnen aber nicht darum, die Predigen des Pfarrers zu hören, sondern um den ganz anderen Genüssen zu frönen. Viele Knechte, Mägde und »fleischlich Gesinnte« feierten mit Gebrüll und Lärm bis zum Morgengrauen und tranken reichlich Bier, Branntwein und alles was im Kopf krabbelte.

 

Für alle Gaststätten und Händler war das ein sehr ertragreiches Fest. Lange ist das her, viel ist seitdem passiert, Generationen kamen und gingen. Im 18. Jahrhundert hatte der damalige Pfarrer Andreas Matthäi versucht, das Fest verbieten zu lassen. Denn es war nach damaliger Auffassung ein satanisches Fest und eine böse Gewohnheit. Doch störrisch hielten die Osmünder an ihrem Appelsfest fest. Bei diesem Thema hatten sie einen extra dicken Schädel. Der Appels sei unabschaffbar wegen seines Alters und wegen seiner Einzigartigkeit. Es hätte sich viel zu viel eingewurzelt und eingebürgert. Und deshalb sollte das Fest nicht abgeschafft werden, sondern sogar wegen seiner langen Tradition ein immerwährendes Privilegium erhalten. Aber ausgerechnet zum Appelsfest 1764 fand auch noch eine Hochzeit statt. Das Schießen zur Hochzeit war damals noch üblich und so gaben sogar die Hochzeitsbitter, welche hoch zu Pferde die Gäste einluden, bei ihrer Ankunft einen Signalschuss ab, so dass die Gäste aus den Häusern kamen. Anschließend ritten sie weiter und schossen von neuem. Plötzlich setzte  zum  Appelsfest  ein  solches  Schießen  im  Dorfe ein, dass viele darüber erschraken. Einige Gäste traten aus dem Haus der Hochzeitsfeier heraus und feuerten, wohl dem Pfarrer zum Trotz, wie verrückt. Der Pfarrer Andreas Matthäi kämpfte natürlich mit allen Mitteln gegen den Appels an und schrieb einige Briefe an seine vorgesetzte Stelle. Diese leitete die Briefe sofort an den großen preußischen König »Friedrich den II« weiter. So wurde das Appelsfest von Osmünde zur Staatsaffäre. Der König forderte vom Amt Giebichenstein, das Fest abzuschaffen. Dort schmunzelte man nur über das Verbot und setzte es nicht durch. Das Amt hatte auch gar keinen Grund zu reagieren, da das Bier, welches zum Appelsfest ausgeschenkt wurde, aus der eigenen Brauerei Giebichenstein stammte. Es war also eine sehr lukrative Einnahmequelle für das Amt und man wäre dumm gewesen, wenn man sich selber diese Quelle verbieten würde. Die Jahre vergingen und das Fest wurde immer bunter und feucht fröhlicher. So kämpfte der Pfarrer Matthäi 50 Jahre vergeblich, um das Verbot des Festes durchzusetzen. Der Pfarrer starb mit Alter von 82 Jahren und übergab das Pfarreramt seinem Schwiegersohn Johann Gottfried Freudel. Auch dieser machte es sich zur Aufgabe, das Fest verbieten zu lassen. Nach den Befreiungskriegen wurde die Verwaltung Preußens neu geordnet und mit der Gründung der preußischen Provinz Sachsen wurde der Saalkreis wieder eingerichtet. Diese Chance nutzte der Pfarrer Freudel und schrieb an den königlichen Landrat von Krosigk in Poplitz, mit der Bitte, dass Fest verbieten zu lassen. Da der Landrat ein sehr gläubiger Mensch war, stimmte er den Antrag des Pfarrers zu und verbot das »Osmünder Appelsfest«. Seit dem 3. Juni 1821 war der Osmünder »Appels« verboten.


Der Osmünder »Appels« ist nach der Aufhebung des Verbots im Jahr 2003 für unseren Verein eine große Vereinssitzung mit über tausend Gästen. Jedes Jahr steht das Fest unter einen Thema aus unserer Heimatgeschichte. So wurde in den vergangenen Jahren Geschichten wie das Faßbörnern, ein alter böser Brauch, der Junker und der Schäfer, die Schmiede am Sperlingsberg, das Wunder der heiligen Jungfrau zu Osmünde, die Geschichte des Löschwesens, und der Feuerwehr dargestellt.


Selbst das Osmünder Schießen aus dem Jahre 1764 wurde als Eröffnungsritual des Appelsfestes eingeführt. Zu diesem Zweck fertigte man eine Kanone an. Sie trägt den Namen »Der Osmünder Finger«, benannt nach ihren Erbauer ,Herrn Finger. So  freuen wir  uns  auf  ein schönes  und  fröhliches Appelsfest  im Juni eines jeden Jahres.

 

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